Krankheitsverlauf (copyright by Kamineo(A.F.))

Die Infektion mit dem Pesterreger erfolgt zunächst größtenteils über den Rattenfloh, in dessen Mitteldarm sich die Bakterien ungehindert vermehren können, sobald er den Erreger bei einem infizierten Tier, vornehmlich einer Ratte, durch Blutsaugen aufgenommen hat. Verendet das Wirtstier nun, sucht sich der parasitäre Floh einen neuen Wirt, welcher bevorzugter weise ebenfalls eine Ratte sein wird, und infiziert dieses Tier mit dem Erreger, welches schließlich ebenso verendet.

Auf diese Art verbreitet sich die Krankheit zunächst nur unter den Ratten und ähnlichen Kleinsäugetieren, was unter ihnen ein Massensterben auslöst. Da es dem Rattenfloh bald an seinen bevorzugten Wirten mangelt, geht er schließlich auf den Menschen über, den er ebenso durch seinen Biss mit dem Erreger infiziert, wie die Ratten.

Ist erst einmal bei einem Menschen die Krankheit (in den ersten Fällen meist unerkannt) ausgebrochen, verbreitet sich der Erreger nicht mehr allein durch die Flöhe, sondern auch über die so genannte Tröpfcheninfektion. Das heißt, das Bakterium ist im Speichel, im Blut und anderen Körperflüssigkeiten des Wirtes enthalten und wird somit besonders schnell auf andere Menschen übertragen.

Es gibt 4 verschiedene Arten der Pest, von denen jede Art einen anderen Krankheitsverlauf und eine andere Art der Infizierung besitzt. Nur die eigentliche Ursache des Krankheitsausbruches ist die gleiche. Wenn die Bakterien ihren normalen Lebenszyklus vollenden und absterben, werden große Mengen toxischen (giftigen) Sekrets direkt abgegeben, was zu Entzündungen führt. Wird das Sekret direkt in die Blutbahn gegeben, erliegt das Opfer am Ende meist einem toxischen Schock.


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Beulenpest

Bei der Beulenpest, auch Bubonenpest genannt (lat. bubo - Beule), erfolgt die Ansteckung gewöhnlich durch den direkten Biss des Rattenflohs. Wenn ein Floh seinen Wirt wechselt und diesen beißt, überträgt er Bakterien und Krankheitskeime auf ihn.

Die Inkubationszeit liegt hier bei zwei bis sechs Tagen. Die Symptome äußern sich in Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Benommenheit und später Bewusstseinsstörungen. Der Name Beulenpest stammt von den stark geschwollenen, sehr schmerzhaften Beulen am Hals, in den Achselhöhlen und in den Leisten, die durch die Infektion der Lymphknoten und Lymphgefäße im Bereich des Flohbisses entstehen. Diese Beulen können bis zu 10 cm groß werden und sind aufgrund innerer Blutungen in den Lymphknoten blau-schwarz gefärbt. Aufgrund dieser Färbung erhielt die die Krankheit ihren Beinahmen „der schwarze Tod“. Die Geschwüre zerfallen, nachdem sie eitrig eingeschmolzen sind.

Die Beulenpest als solche ist nicht tödlich und die Beulen sind nach Eröffnung auch heilbar. Allerdings kommt es bei bis zu 75% der unbehandelten Patienten zu einer Infektion des Blutes und somit zur Pestsepsis und zur Lungenpest oder zu einer Streuung der Erreger mit ausgedehnten Hautblutungen.

Die Beulenpest verbreitet sich im Winter langsamer als im Sommer, da der Rattenfloh bei Temperaturen unter 12 °C in eine Kältestarre fällt.


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Lungenpest

Die Lungenpest kann sich im Verlauf der Beulenpest entwickeln, wenn die Erreger in die Blutbahn geraten (sekundäre Lungenpest), sie kann aber auch durch eine Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden (primäre Lungenpest). Die Krankheit verläuft heftiger, weil die Abwehrbarrieren der Lymphknoten durch direkte Infektion der Lunge umgangen werden. Sie beginnt mit Atemnot, Husten, Blaufärbung der Lippen und schwarz-blutigem Auswurf, der extrem schmerzhaft abgehustet wird. Daraus entwickeln sich ein Lungenödem (Einlagerung von Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem) und ein Kreislaufversagen, welches unbehandelt nach zwei bis fünf Tagen zum Tod führt.

Die Inkubationszeit beträgt gerade mal 1–2 Tage, die Sterblichkeitsrate liegt hier bei 95 %.


<3> Pestsepsis

Die Pestsepsis (Blutvergiftung durch Pesterreger) entsteht durch Infektion des Blutes. Dies kann sowohl durch Infektion von außen, zum Beispiel offene Wunden, geschehen, wie auch als Komplikation aus den beiden anderen schweren Verlaufsformen, zum Beispiel durch Platzen der Pestbeulen nach innen. Die Erreger im Blut verteilen sich mit dem Blutstrom im gesamten Körper. Die Infektion bewirkt ein hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und ein allgemeines Unwohlsein, später großflächige Haut- und Organblutungen. Pestsepsis ist unbehandelt praktisch immer tödlich, in der Regel spätestens nach 36 Stunden.


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abortive Pest

Die abortive Pest ist die harmloseste Variante der Pest. Sie äußert sich meist nur als leichtes Fieber und leichte Schwellung der Lymphdrüsen. Nach überstandener Infektion haben sich Antikörper gebildet, die eine lang anhaltende Immunität gegen alle Formen der Erkrankung gewährleisten.

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